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Elternbildungsanlass – «Hört endlich auf zu streiten – Umgang mit Geschwisterstreit»

Erfahrungen mit den Geschwistern haben einen lebenslangen Einfluss auf unsere persönlichen Einstellungen, unsere Handlungsstrategien, unser Selbst- und Weltbild.

Geschwisterstreit – eine tägliche Herausforderung für Eltern

Am vergangenen Donnerstagabend, 23.5.2024, hielt Frau Christelle Schläpfer ein ausgesprochen spannendes Referat zum Thema Geschwisterstreit. Das unerwartet grosse Publikum von Eltern verfolgte in der Aula Wiesenau das Referat mit grossem Interesse. Die Referentin verknüpfte und veranschaulichte die Theorien geschickt mit praktischen Beispielen, wobei auch die Eltern immer wieder Möglichkeiten erhielten, sich in Kleingruppen darüber auszutauschen.

Mit einer Diskussion innerhalb von Gruppen, welche je nach Geschwisterposition eingeteilt wurden, tauchte das Publikum in den Teilbereich «Geschwisterkonstellation» ein. Diese, wie auch die Geschwisterposition können die einzelnen Kinder enorm beeinflussen. Dabei wird zwischen dem Erst-, Zweitgeborenen, Mittelkind sowie jüngstem Kind unterschieden. Hinzu kommt, dass die Altersunterschiede, beziehungsweise Altersabstände, ebenfalls einen grossen Einfluss haben. Tendenziell führen kleinere Altersabstände zu häufigerem Streit, da die Beziehung zwischen den Geschwistern inniger ist. Weitere Einflussfaktoren sind Geschlecht, Krankheit, Behinderungen oder einschneidende Erlebnisse, wie beispielsweise eine Trennung, wie auch die subjektive Wahrnehmung und die Rolle, welche ein Kind unter seinen Geschwistern einnimmt.

Verschiedene Gründe führen zu Streit zwischen den Kindern. Dazu gehören zum Beispiel Machtkämpfe, Besitzansprüche, Aufmerksamkeit, nicht gedeckte Grundbedürfnisse oder Frust. Die Referentin betonte, dass es einen entscheidenden Unterschied zwischen folgenden zwei Fragen gibt: «Weshalb streiten Kinder?» und «Wozu streiten Kinder?» Primär geht es bei Kindern um die Zuwendung ihrer Eltern. Wenn das Kind aus seiner Wahrnehmung heraus zu wenig positive Aufmerksamkeit erhält, lohnt es sich zu streiten, denn durch den Eingriff der Eltern gewinnt es deren Aufmerksamkeit. Je nach Schweregrad der Auseinandersetzung können verschiedene Massnahmen hilfreich sein. Eine Möglichkeit ist es, die Gefühle der Kinder in einem ersten Schritt ernst zu nehmen und zu spiegeln, sie anschliessend jedoch dazu ermutigen, selbst eine Lösung für den Konflikt zu finden. Leichte Streitereien können zuerst auch ignoriert werden, damit die Kinder die Chance haben, den Streit alleine zu klären. Bei heftigeren Konflikten sollten beide Parteien getrennt angehört und dann nach einer gemeinsamen Lösung gesucht werden. Bei Gewalt oder Beschämung jeglicher Art ist eine Trennung der Kinder unumgänglich.

Wichtig ist, sich auf die Stärken der Kinder zu konzentrieren und auf ihre Bedürfnisse einzugehen sowie ihnen die erforderliche Zeit zu schenken. Keinesfalls sollten Eltern ihre Kinder miteinander vergleichen oder für eines von ihnen Partei ergreifen. Um Streit präventiv entgegenzuwirken, sollen Kinder vor allem für Positives gelobt und darin bestärkt werden, sodass das Suchen von Aufmerksamkeit durch Streit gar nicht mehr notwendig ist.

Vor einer abschliessenden Fragerunde betonte Frau Christelle Schläpfer, dass Streiten für Kinder essentiell ist. So können sie auch im späteren Leben ihre persönlichen Interessen vertreten, sich behaupten und durchsetzen. Zudem lernen sie durch Geschwisterkonflikte mit Enttäuschungen umzugehen, Lösungen zu finden, Kompromisse zu schliessen und sich zu versöhnen.

Die Fragerunde zum Schluss des Referats wurde von den Eltern rege genutzt. Die Zeit war im Nu vorbei und es bleibt zu hoffen, dass die Besucherinnen und Besucher all diese wertvollen Ideen in ihren Alltag einbinden und umsetzen werden.

St. Margrethen, 25.05.2024

Pressegruppe, Jana Hüttenmoser